Mr Approximativ

Wir sitzen auf deinem Sofa und du erzählst mir von deinem Einzug in diese Wohnung. Ich gucke mich skeptisch um, denn dieses schwarz-graue Farbschema finde ich nicht besonders schön. Du siehst es mir ganz genau an und fragst, ob mich was stört.

Hier fehlt ein bisschen Grünzeug.

Stille.

Ich bringe dir mal eine Topfpflanze mit, irgendwas, das man nie gießen muss.

Du guckst mich vorwurfsvoll an.

Wenn Frauen etwas mitbringen, ziehen sie heimlich ein. Vergiss das mal gleich wieder.

Du hast ja keine Ahnung, denke ich. Du wehrst dich mit Händen und Füßen gegen eine Beziehung, während ich rein mental schon hier wohne.

Ich hab dir ein Kissen gekauft.

Ich gucke extrem irritiert. Zieh auf keinen Fall hier ein, Elisa. Ich will das nicht. Und dann kaufst du mir ein eigenes Kissen für DEIN Bett?

Ich bin nicht in dich verliebt, so ist das nicht. Ich werde es aber sein. Und ganz langsam infiltriere ich deine Welt und mache sie zur unseren. Es wird Ärger geben. Nicht zwischen uns. Du hast dumme Dinge getan und ich weiß das. Aber es ist mir egal.

Ich habe eine Freundin, die bereits über 40 und verheiratet ist. Und du hast zwei Jahre lang immer mal wieder mit ihr geschlafen. Einen nervenaufreibenden Krieg auf zwischenmenschlicher Ebene geführt. Bis es implodierte. Anfangs wusste ich nicht, dass du der Kerl bist, mit dem sie betrügt. Wir hatten uns ohnehin Jahre nicht gesehen. Und nach dem Knall und dem Ende eurer Romanze, traf ich dich. Ganz zufällig und unerwartet in der Kneipe. Wir haben geredet und es war wie früher. Sie weiß es nicht und ich werde es ihr nicht sagen. Ich will dich nicht zur Wahl drägen und vor allem will ich sie nicht verlieren.

Was hast du dir nur dabei gedacht? Mit einer verheirateten Frau.

Du hast mich nicht angeguckt. Und wir haben eine Weile schweigend nebeneinander gesessen. Dann hast du auf dein Handy geguckt.

Darf ich mal?

Ich nehme dir dein Handy aus der Hand und gehe in Kontakte. Dort speichere ich meine Nummer.

Melde dich mal. Du hast mir gefehlt.

Dann setze ich mich wieder zu meiner Familie an den Tisch und beobachte dich noch eine Weile mit deinen Freunden. Du winkst mir kurz, als ihr geht.

Und jetzt sind wir hier. In deiner Wohnung. Und du predigst mir über Frauen und deren böses Wesen. Deine Angst, dich selbst zu verlieren und für immer alleine bleiben zu wollen. Ich höre dir zu und nicke verständnisvoll. Schließlich habe ich mein eigenes Kissen bei dir. Bereits nach einem Sexdate habe ich dich so weit, dass ich meine Zahnbürste, ein bisschen Schminke und andere Kleinigkeiten bei dir lassen darf.

Ich will keine Leihgaben, Geschenke oder sonstwas von dir hier.

Als nächstes stelle ich eine Kaffeemaschine in deine Küche, glaube ich.

Wir liegen stundenlang auf dem Sofa, du erzählst mir von deinen Ängsten und ich höre dir zu. Du hälst mich im Arm und es fühlt sich wahnsinnig gut an. Dein Bart kitzelt an meiner Stirn. Du streichelst mir dabei sanft über den Kopf. Ich wünschte, es könnte immer so sein.